Wannenbäder auf der Liegewiese

Der Bürgermeisterkandidat der FDP, Henning Bökamp, hat sich Gedanken über eine Alternativplanung zum Solegarten gemacht. Dabei soll Bad Oeynhausens Heilmittel wirklich nutzbar werden.

Bad Oeynhausen. Der Solegarten wird noch auf sich warten lassen. Nachdem die Bezirksregierung eine FörderungmitLandesmittelnfürden Umbau der Liegehalle abgelehnt hat, geht die Stadt davon aus, dass dieses Kernprojekt des Tourismuskonzeptes erst 2022 umgesetzt werden kann. Für Henning Bökamp, der bei der Kommunalwahl im September als Bürgermeisterkandidat derFDPantreten will, ist das Anlass, das Konzept Solegarten noch einmal zur Diskussion zu stellen. Er hat Ideen entwickelt, die auch auf Überlegungen von Christian Barnbeck, Stadtführer und Kenner der Heilquellengeschichte Bad Oeynhausens, beruhen. Das von Rat und Staatsbad- Ausschuss im vergangenen Jahr beschlossene Konzept eines Solegartens umfasst zwei wesentliche Elemente: Die Liegehalle, die derzeit nur als Lager genutzt wird, soll Veranstaltungsort werden und eine kleineDokumentationzur Geschichte der Sole beinhalten. Dafür aber will das Land – anders als von der Stadt erwartet – keine Fördermittel bereitstellen. Begründung: Bad Oeynhausen habe mit dem Kulturzentrum an der Druckerei und dem geplanten Rathausanbau bereits zwei andere Veranstaltungsorte für Städtebauförderungsmittel angemeldet. Der zweite Teil des Solegartens, der mit einer Landesförderung rechnen kann, umfasst die Umgestaltung der Liegewiese, auf der ein „schwebender Brunnen“ das Wasser aus dem Humboldt-Sprudel „erlebbar“ machen soll. Konkrete Pläne für einen solchen Brunnen gibt es noch nicht.

„Dann kriege ich braune Pampe“

„Und der wird nicht funktionieren“, sagt Bökamp. „In der Sole des Humboldt-Sprudels sind Eisen und Sulfate enthalten, die beim Kontakt mit der Luft oxidieren. Wenn ich das Wasser über einenStein rieseln lasse, krieg ich braune Pampe.“ Auch Peter Adler, ehemaliger Geschäftsführer der Staatsbad GmbH, hatte bei der Vorstellung der Pläne bereits Zweifel angemeldet, ob man für solch einen „schwebenden Brunnen“ tatsächlich das Wasser der Humboldt- Quelle nutzen könnte. Henning Bökamp hat einen anderen Ansatz. „Grundprinzip des Solegartens sollte es sein, das Heilmittel wirklich „Grundprinzip des Solegartens sollte es sein, das Heilmittel wirklich zu nutzen“, sagt er. Sein Vorschlag: Auf der Liegewiese offene Wannenbäder aufstellen, die mit Sole aus dem Humboldt- Sprudel gespeist würden. „Die Thermalsole aus der Humboldtquelle hat, wenn sie erst wieder regelmäßig sprudelt, eine Temperatur von 36 Grad – ideale Badetemperatur“, erläutert der Architekt. Der Salzgehalt könnte die Badenden praktisch im Wasser schweben lassen – wie im Toten Meer. Oder bei entsprechend verdünnter Sole medizinische Wirkung entfalten „Es ist nachgewiesen, dass Sole etwa bei Osteoporose oder Schuppenflechtehilft“, sagt der 46-Jährige. In der Liegehalle könnten Handtücher und Bademäntel für die Badenden ausgegebenundDuschen,Umkleiden und Toiletten vorgehalten werden.

„Das Staatsbad auflösen“

Eine solche Nutzung der Sole knüpfe an an die alte Tradition der Bauernbäder, sagt Bökamp. Der darin auch noch rechtliche Vorzüge sieht: „Die Nutzung des Heilmittels ist Voraussetzung dafür, dass Bad Oeynhausen auch langfristig seinen Status als Bad behält“, sagt er. Und auch für die Humboldtquelle wäre es ein Vorteil, wennihrWasserwiedergenutzt würde. Erst im vergangenen Jahr hatte das Staatsbad mit größerem Aufwand die Rohrleitungen des Humboldt-Sprudels wieder freibohren lassen. Damit sich nicht rasch neue Mineralablagerungen bilden, die die Quelle wieder verstopfen, müsse regelmäßig Sole entnommen werden, und zwar in wesentlichen Mengen, hatte Staatsbad-Betriebsleiter Dirk Henschel erklärt. „Also lasst die Quelle fließen“, fordert Bökamp. Der Bürgermeisterkandidat der Liberalen hat sich nicht nur mit dem Projekt Solegarten bebeschäftigt. „Grundsätzlich müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie die 1,5 bis 2 Millionen Euro, die das Staatsbad jährlich als Zuschuss von der Stadt braucht, finanziert oder gesenkt werden können“, sagt Bökamp. Er fordert;: Das Staatsbad auflösen. „Abteilungen für Immobilien- Management und Marketing gibt es auch bei der Stadtverwaltung“, erklärt der Architekt. „Das sind unnötige Doppelstrukturen.“ Zudem habe es auch inhaltliche Vorteile,wenn alles in einer Hand läge. „Der Technische Beigeordnete der Stadt hat als wesentliche Aufgabe, die Stadtentwicklung zu planen. Dass dabei das Herzstück Bad Oeynhausens, der Kurpark, nicht zu seinem Zuständigkeitsbereich gehört, ist unglücklich“, sagt Bökamp.

Zaun um den Kurpark

Der selbstständige Architekt bringt auch die Idee ins Spiel, wieder einen Zaun um den Kurpark aufzubauen.Zum einen, um nachts ungebetene Gäste aus dem Park fernzuhalten. Bökamp kann sich aber auch vorstellen, dass der Kurpark wieder eintrittspflichtig wird. „Das machen andere Kurorte wie Bad Salzuflen auch“,sagt er.„Wichtig ist, dass die Besucher dann aber auch etwas in dem Park geboten bekommen.“

Quelle: Neue Westfälische | Jörg Stuke
Fotos: Stadtarchiv , Jörg Stuke