Leitgedanken zum Thema Bildung in Zeiten von Corona und darüber hinaus

Von Dominique Schütte, Lehrerin aus Bad Oeynhausen. Sie tritt im aktuellen Wahlkampf an und kandidiert als Ratsherrin im Bezirk 7, Bad Oeynhausen Altstadt.

Zum Thema Chancengerechtigkeit in Schulen:

Wir setzen uns ein für eine ausgleichende Bildungspolitik und Bildungspraxis, soll heißen, dass Schülerinnen und Schüler bei wachsender Heterogenität ein differenziertes, auf ihre individuelle Lernausgangslage passendes Lernangebot erhalten. Dies gilt insbesondere für leistungsschwächere aber auch für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler, die ebenfalls stärker als bisher gezielt gefördert werden müssen, um ihre Potenziale zu entfalten. Dieses Vorgehen stellt hohe Anforderungen an das Lehrpersonal, so dass fachdidaktische, fachliche und pädagogische Fragen zur Unterrichtsgestaltung idealerweise gemeinsam von multiprofessionellen Teams bearbeitet werden sollten. Damit verbunden braucht es angemessene schulstrukturelle Rahmenbedingungen, z.B. ausreichende Anzahl und der Sache dienliche Räumlichkeiten, mehr Fachpersonal und eine hochwertige IT-Ausstattung, um das gemeinsame Arbeiten zu erleichtern statt es zu behindern.

Zum Thema Qualität von Onlineunterricht und der Ausstattung von Schulen:

Die Landesregierung hat hier die Zielmarke für die Ausstattung vorgegeben. In NORDRHEIN-WESTFALEN mit seinen 5500 Schulen und rund 2,5 Millionen Schülern sollen alle Lehrkräfte und alle bedürftigen Schüler Laptops oder Tablets aus umfangreichen Mitteln von Bund, Land und Kommunen finanziert bekommen. Die Landesregierung sieht Investitionen in Höhe von rund 350 Millionen Euro für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien vor. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nennt es “die größte digitale Ausstattungsoffensive für Schulen, die es je in Nordrhein-Westfalen gegeben hat”. Die Geräte sollen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stehen. Es könne jedoch nicht sichergestellt werden, dass alle schon nach den Sommerferien bei allen Schülern und Lehrern vorhanden seien. Das Förderprogramm laufe bis zum Jahresende.

Wir setzen uns in diesem Zusammenhang für schnelle und reibungslose Anträge und Abläufe ein, so dass die Gelder zeitnah fließen und die Endgeräte bei den Schulen und Schülerinnen und Schülern ankommen. Gleiches gilt für die digitalen Infrastrukturen an den Schulen, die es zu erweitern gilt. Um dies effizienter zu gestalten braucht es ein digitales und bauliches Bildungskonzept der Kommune, das alle Bildungseinrichtungen im Blick hat. Tatsächlich braucht es neben der IT-Struktur und Ausstattung auch IT-Fachleute, die sich um die Wartung, Pflege und Verwaltung kümmern. Dies ist in der Tat nicht von Lehrkräften nebenbei zu leisten. Gute Alternativen sind hierfür die Gesellschaft für digitale Bildung oder andere Dienstleister, die sich professionell damit befassen. Um den Zugang zu digitaler Bildung für alle sicherzustellen, braucht es neben einem Konzept für das Lernen auf Distanz (z.B. Lernen im eigenen Tempo nach Wochenplänen und Beratungsphasen mit Fach-und Klassenlehrern im Videochat) auch die Möglichkeit zur Ausleihe schulischer iPads/ Laptops sowie die Bereitstellung von Einzel-Arbeitsplätzen mit Rechner-und WLAN-Zugang in der Schule zum individuellen Arbeiten unter Wahrung der Hygienevorschriften. Bei Motivationsproblemen oder Schwierigkeiten bei der Selbstorganisation sollte es Lernbegleiter geben, mit denen persönliche Unterstützungsgespräche vereinbart werden können.

Darüber hinaus setzen wir u.a. auf verpflichtende Fortbildungen für das Lehrpersonal im Bereich des digitalen Lernens. Denkbar wäre auch, Fellows aus dem Teach First Programm als Helfer/ Coaches an den Schulen einzusetzen. Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist der Blick über den eigenen „kommunalen Tellerrand“: Interkommunale Zusammenarbeit in der Bildungsplanung ist für uns wichtig, da es zahlreiche Beispiele aus guter Praxis woanders gibt, die somit nicht nur den eigenen Lernprozess sondern auch den Gestaltungsprozess vor Ort beschleunigen könnten. Dies gilt insbesondere im Bereich der Digitalisierung von Schulen, da bisher einige wenige Bildungseinrichtungen in diesem Bereich eine Modellfunktion einnehmen.